Montag, 6. Januar 2014

Phnom Penh

Auf in die Hauptstadt! Doch erstmal runter von der Insel!

Wie bereits im letzten Bericht erwähnt gelangt man nur per Fähre auf die wunderschöne Insel Kho Rong. Normalerweise dauert die Überfahrt ca. 2 Stunden, wir haben bei unserer Rückfahrt fast 4 Stunden gebraucht. Morgens um 10 Uhr stiegen wir mit etwa 30 anderen Rucksacktouristen auf unseren kleinen Holzkutter, der mehr wie ein Fischerboot als eine Fähre aussah. Die ersten 10 Minuten verliefen noch ganz nett. Doch je weiter wir aufs Meer hinausfuhren wurden die Wellen immer und immer höher. Ausgerechnet heute an unserer Abreise war es sehr windig und die See rau (wie man so schön sagt). Heave Ho! Heave Ho! Uns schüttelte es ab und zu so richtig durch und die Wellen peitschten selbst vorne übers Schiff, wenn unser Captain falsch lenkte. Das Wasser schwabte also von vorne und von den Seiten ins Boot, so dass nach spätestens einer halben Stunde wirklich alle an Board nass waren. Das Mädchen gegenüber von mir fing dann an zu weinen, eine andere klammerte sich an ihren Freund mit einer Miene als ob gleich die Welt untergeht. Doch damit nicht genug, denn die Hälfte unsere Besatzung musste auch noch Brechen. Ein Wunder, dass weder Pierre noch mir so richtig, richtig schlecht wurde. Wir alle waren jedenfalls heil froh als wir nach gefühlten zwei Tagen auf See endlich das Festland sahen. 
Mit einem sehr schummrigen Gefühl und wackeligen Beinen verließen wir das Schiff und fuhren mit dem Bus zurück nach Sihanoukville. Hier buchten wir schnell einen Bus in die Hauptstadt. Nach 5 weiteren Stunden on the Road erreichten wir Phnom Penh. Puh was eine Reise.

An den ersten beiden Tagen in Phnom Penh ging es uns beiden leider nicht so gut. Pierre fühlte sich erkältet und mir war schwindlig und das kam 100% von dieser fruchtbaren Schiffsfahrt (Nach zwei Tagen war dann plötzlich alles wieder gut :) ).

Häuser am Stadtrand von Phnom Penh
In Phnom Penh bezogen wir wieder das gleiche Hostel in dem wir bereits eine Nacht bei unserem kurzen Stop zum Umsteigen nach Kampot geschlafen haben. Dieses Mal hatten wir riesen Glück und bekamen ein tolles Zimmer mit großem Balkon und Badewanne, für nur 15 Dollar ;) Ein super Schnäppchen für uns Sparfüchse. 
Ausblick von unserem Balkon
Die Hauptstadt selbst ist eher wie eine Kleinstadt. Es herrscht für asiatische Verhältnisse relativ wenig Verkehr und die Straßen sind um 10 Uhr Abends wie ausgestorben.
Besonders schön ist es an der Promenade. Beim entlang Schlendern dieser fühlt man sich en bisschen wie in einem panischen Ferienort. 
Auch der Königpalast, auf welchen die Kambodschaner sehr stolz sind befindet sich hier am Ufer. Natürlich besuchten auch wir das Prunkstück der Stadt. 

Königspalast
Den Silvesterabend verbrachten wir ebenfalls an der Uferpromenande, in der Nähe des Königspalastes. Hier versammelten sich sowohl Kambodschaner, als auch Touristen um gemeinsam ins Neue Jahr zu feiern. Um 12 Uhr gab es natürlich auch ein Feuerwerk. Anschließend stiegen die meisten Kambodschaner auf ihre Roller und fuhren nach Hause (denn normal gehen die Stadtbewohner ja schon um 10 Uhr zu Bett). Dennoch waren heute die Straßen viel voller als sonst um diese Uhrzeit. 

Im neuen Jahr mussten wir dann erstmal einige alltägliche Dinge erledigen. Wir ließen 5 Kilo Wäsche waschen. Pierre ließ sich seinen Bart abrasieren. Und ich machte ein bisschen Sport an der Promenade (Spaß war natürlich nur fürs Foto). Achja und bei der vietnamesischen Botschaft waren wir auch noch um unser Visum für Vietnam zu beantragen :)

Pierre beim Friseur

Carolin beim Sport an der Promenade
Wie ich bereits in einem der anderen Berichte erwähnt habe, gibt es in der Geschichte Kambodschas 3 sehr schwarze Jahre. Von 1975 bis 1978 herrschten die Roten Khmer über das Volk. Pol Pot der Anführer der Roten Khmer hatte in Frankreich Geschichte und Politik studiert. Während seines Studiums entwickelte er eine Ideologie welche er mit zurück in sein Heimatland brachte um diese zu verwirklichen. Seine Ideologie basierte vor allem auf marxistischen Werten. In seinen Augen sollten die Bauern die eigentliche Macht über den Staat haben. Nach dem die Truppen im April 1975 in Phnom Penh eimmarschiert waren und das Regim die Führung übernahm, wurden alle Bewohner der Städte (sei es Phnom Penh oder Siem Reap) aufs Land geschickt. Hier mussten sie unter Überwachung der Roten Khmer in Arbeitslagern für das Gemeinwohl schufften.
In den Augen Pol Pots waren Intellektuelle (ja auch Brillenträger waren in seinen Augen Intelektuell) und gebildete Personen (Bsp. Menschen die eine Fremdsprache sprachen) eine Gefahr für das Regim. Also ließ Pol Pot diese zunächst einsperren und später dann töten. Seiner Meinung nach, sollte lieber eine unschuldige Person sterben, als eine schuldige Person am leben zu lassen. Vor allem im letzten Jahr der Herrschaft der Roten Khmer kamen tausende Unschuldige ums Leben. Im Jahr 1978 begannen die Vietnamesen gegen das Regim der Roten Khmer zu bekämpfen, und sie siegten. Die Roten Khmer waren zwar gestürtzt worden, jedoch behielten sie weiterhin, bis ins Jahr 1991, den Sitz in der UN. Unglaublich, aber die Welt war in diesen Jahren wohl zu beschäftigt (mit dem Kalten Krieg usw.), so dass sie sich nicht mit den Problemen des kleinen Kambodschas auseinanderzusetzten. Pol Pot starb im Alter von 70 Jahren  im Kreise seiner Familie. Einige der ehemaligen Mitglieder der Roten Khmer stehen noch heute vor Gericht und warten auf ihr Urteil.

In Phnom Phen besuchten wir zum einen das S-21 Gefängis und zum anderen die Völkermordgedenkstätte Choeung Ek auch bekannt unter den Killing Fields.

Das S-21 war vor der Herrschaft der Roten Khmer eine Schule und wurde dann als Gefängnis genutzt. Hier wurden die potenziellen Staatsgegener zunächst gefangen gehalten und gequält, ehe sie auf den Killing Fields umgebracht wurden. Das ehemalige Gefängnis ist heute ein Museum. Hier konnten wir die ehemaligen Gefängniszellen und viele Bilder des Regims und der Gefangenen sehen.

S-21 Gefängnis
Am letzten Tag in Phnom Phen ließen wir uns von einem Tuk Tuk Fahrer zu den Killing Fields fahren. Diese liegen etwa 12 Kilometer außerhalb der Stadt. Die Killing Fields sind heute vor allem eine Gedenkstätte an die unzähligen Opfer des Regims. Am Eingang bekamen wir einen deutschen Audioguide und dann folgten wir den Schildern. 
Wie der Name schon sagt diente dieser Ort dazu Menschen zu töten. Die Gefangenen des S.21 Gefängnisses wurden Nachts in einem verschlossenen LKW zu den Killing Fields transportiert (so dass keiner sie sehen konnte). Hier an den Killing Fields angekommen kontrollierten die Wächter ihre Identität und dann wurden die Menschen grausam getötet. Überall auf dem Geländer waren tiefe Gruben ausgehoben in welche die Menschen hineingeworfen wurden. Da Kugeln zum Töten der Menschen zu teuer waren, wurden sie entweder durch Hammerschläge und andere grausame Instrumente oder durch Gift getötet. Um die Schreie der Menschen zuübertönen waren auf dem gesamten Gelände Lautsprecher aufgestellt, aus denen Propagandamusik ertönte. Die Menschen, welche im Umalnd lebten, sollten glauben, dass auf den Killing Fields nächtliche Treffen von wichtigen Machthabern des Regims stattfanden. Niemand sollte ahnen was hier wirklich passierte. 

Heute wirkt das Gelände wie ein schöner Garten, denn überall wachsen Blumen und Bäume. Die meisten der Massengräber wurden ausgehoben und die Knochen der Toten wurden von Gerichtsmedizinern sorgfältig aufbereitet. Viele dieser Knochen werden heute in der Gedenkstupa am Eingang des Geländes aufbewahrt. Noch heute werden während der Regenzeit viele Kleidungsreste, Knochenstücke und Zähne an die Oberfläche gespühlt.

Killing Fields








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